Grüne Tore

Grüne Tore für die Nachbarschaft im Kulmer Kiez

Die russischen Forscher entdeckten, dass eine Pflanze, die Wasser erhält, irgendwie imstande ist, dieses mit einer durstigen Nachbarpflanze zu teilen. In einem Forschungsinstitut wurde einem Getreidehalm, der in einen Glasbehälter gepflanzt worden war, mehrere Wochen kein Wasser gegeben. Dennoch ging er nicht ein. Er blieb so frisch wie die anderen Getreidehalme, die unter normalen Bedingungen in seiner Nähe wuchsen. Irgendwie muss Wasser von den gesunden Pflanzen zu dem „Gefangenen“ im Glasgefäß übertragen worden sein. „Wie“ das geschehen konnte, davon haben die Wissenschaftler keine Ahnung.

Das geheime Leben der Pflanzen, Peter Tompkins/Christopher Bird
2. Einführung in das Gebiet bzw. Ausgangslage

Das Quartier Kulmer Kiez hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr lebendigen Viertel entwickelt, das sozialstrukturell wie kulturell eine große Bandbreite aufweist. Diese Vielfalt stellt einerseits einen hohen Wert dar, andererseits bedarf eine solche Vielfalt eine stetige Auseindersetzung und Kommunikation zwischen den Bewohner/innen mit ihren verschiedenen Lebenformen. In den letzten Jahren sind Netzwerke aus sehr engagierten Bewohner/innen entstanden, die herzu einen wesentlichen Beitrag leisten. Exemplarisch genannt werden sollen hier die „AiF Bautzener Straße“ und die „Anwohnerinnen und Anwohner rund um den Alten Str. Matthäus Kirchhof“, die sich beide um eine kiezgerechte Anbindung und Gestaltung des neu entstehenden Gleisdreieckparks und seiner umliegenden Flächen bemühen. Weiterhin hat sich im Kiez eine Gruppe vom regionalen „Regenbogenschutzkreis gegen Homophobie und Rassismus“ gegründet, die diesen beiden Themen durch ganz konkrete Maßnahmen begegnen will. Eine solche Maßnahme ist der vor zwei Monaten begonnene Dialog der Gruppe mit Mitgliedern der „Anadolu- Moscheegemeinde“.

Als weitere sehr erfolgreiche Mittel, das soziale Miteinander der verschiedenen Kulturen im Kulmer Kiez zu verbessern, haben sich die Bepflanzungsaktion in der Katzlerstraße, die unter der Federführung des Jugendprojekts „Treff 62“ durchgeführt wurde, sowie das mittlerweile regelmäßig stattfindende Straßenfest auf der Großgörschenstraße erwiesen. All diese Aktivitäten sind wichtige Anknüpfungspunkte für das vorliegende Vorhaben, das aus Aspekten der Integrations- und Gemeinwohlsteigerung darauf abzielt, die Bewohner/innen mit Migrationshintergrund, wie auch insgesamt die bisher weniger aktiven Bewohner/innen stärker in solche kiezbezogenen Aktivitäten einzubeziehen. Mit der Projektleiterin Sofia Camargo sind dafür sehr gute personelle Voraussetzungen geschaffen, da sie seit vielen Jahren im Kiez lebt und dort aufgrund ihres hohen ehrenamtlichen Engagaments zu den zentralen Akteuren gehört.

3. Maßnahmebeschreibung:

3.1 Projektvorhaben

Modul 1:
Mit den verschiedenen Nachbarschaftsakteuren aus dem Kulmer Kiez wird als Auftakt des Projekts „Grüne Tore für die Nachbarschaft“ im Frühsommer 2011 jeweils ein eigenes Tor aus Blumen, Pflanzen und natürlichen Elementen (wie Stein, Sand, Erde) auf einer Grün- bzw. Freifläche im Kulmer Kiez errichtet. Insgesamt sollen 9 Tore gebaut werden, die aus Holz, Draht und Seilen bestehen und mit vielen Grünpflanzen und Naturelementen versehen sein werden. Diese sollen die Arbeit bzw. Aktivität der Kiezakteure widerspiegeln. Im Sommer 2011 besteht ein Schwerpunkt der Arbeit in diesem Modul in der abschließenden Gestaltung der „grünen Tore“ und dem Aufstellen dieser Tore entweder auf dem Gelände entlang der Bautzener Straße (wenn dafür eine Zwischennutzung mit dem Eigentümer vereinbart werden kann) oder auf dem Spielplatz/Grüngelände hinter der Katzlerstr. 13. Im Herbst werden die Tore winterfest in den Kellern des Ateliers von Sofia Camargo eingelagert. Zudem wird eine Genehmigung bei der „Grün Berlin GmbH“ beantragt, um die „grünen Nachbarschaftstore“ im Jahr 2012 auf dem neu eröffneten Gleisdreieckpark aufstellen und in einen „Community Garden“ integrieren zu können. Falls dies nicht möglich sein sollte, wird auch eine Zwischennutzung des Geländes entlang der Bautzener Straße, die Grünfläche hinter dem Hausprojekt Katzlerstr. 13 oder der Schulhof der Neumark Grundschule angestrebt. Das Gelände hinter der Katzlerstraße 13 und der Schulhof ist im Besitz des Bezirks, sodass von einer Genehmigung des Grünflächenamtes Tempelhof-Schöneberg auszugehen ist. Mit dem Einbeziehen des Vereins „Art della Art“ und des „KuK“ in der Kulmer Straße wird zudem der Versuch unternommen einen Brückenschlag in den Teil des Kulmer Kiezes herzustellen, der bisher weniger in die nachbarschaftlichen Aktivitäten eingebunden war.

Modul 2:
Im Vorfeld des Baus wird es mit Nachbarschaftsakteuren, wie z. B. dem Treff 62, dem Hausprojekt Katzlerstr. 13, dem Integrationszentrum Harmonie e.V. und der Anadolu- Moscheegemeinde Ausflüge zu verschiedenen Grünanlagen, wie dem Botanischen Garten, den Gärten der Kulturen der Welt und dem Gelände am Südkreuz geben, um sich hinsichtlich der Gestaltung inspirieren zu lassen und um einander kennen zu lernen. Darüber hinaus sind Exkursionen über den West- und Ostpark des Gleisdreieckparks mit der Anadolu- Moscheegemeinde und weiteren Kiezakteuren wie der AIF Bautzener Straße zusammen mit der für die Bauausführung und späteren Instandhaltung des Gleisdreieckparks verantwortlichen Grün Berlin GmbH geplant, u. a. um aufzuzeigen welche neuen Potenziale in unmittelbarer Nachbarschaft des Kiezes entstehen.

Modul 3:
Mit Schülerinnen und Schülern der Neumark Grundschule sind in Absprache mit den Lehrerinnen und Lehren und unter erwünschter Beteiligung der Eltern Exkursionen zur Gartenarbeitsschule des Bezirks sowie zum Kinderbauernhof auf dem Gelände des Görlitzer Parks vorgesehen. Weiterhin werden altersgerechte Angebote des Naturschutzzentrums des Ökowerks in der Nähe des Teufelsberg sowohl für die Schüler/innen als auch für die Kindern in Kindertagesstätten, wie z. B. des Pestalozzi Fröbel Hauses wahrgenommen.

Modul 4:
An einem Samstag im Frühjahr werden wieder gemeinsam mit den verschiedenen Nachbarschaftsakteuren die Baumscheiben in der Katzlerstraße und weiteren Straßen begrünt.

Modul 5:
Ein weiter Schwerpunkt wird in der Vorbereitung und Durchführung des Strassenfestes im Jahr 2011 und 2012 zum Thema „Vielfalt in der Nachbarschaft und Natur“ liegen. Dort werden dann viele Fotos der gemeinsamen Ausflüge sowie die begrünten „Nachbarschaftstore“ auf- und vorgestellt.